Kröpelin. Apotheker Frank Rohde von der Schwan-Apotheke in Kröpelin hat die Nase voll von der Politik und schließt ebenso wie die Linden-Apotheke und die Amtsgarten-Apotheke in Neubukow am Mittwoch aus Protest das Geschäft. Alle Apotheker treibt die gleiche Sorge um, die sich auch in den zehn Forderungen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) wiederfinden.
Seit 20 Jahren habe es keine wesentliche Erhöhung der Honorare für die Apotheken mehr gegeben, sagt Frank Rohde. Diese sei vor 10 Jahren minimal angepasst worden, ebenso wie die Sätze für hochpreisige Medikamente, doch die Erhöhungen seien absolut nicht kostendeckend und würden die Inflation nicht ansatzweise ausgleichen.
Letzte Erhöhung im Jahr 2013
2013 ist etwa das Fixum in der Arzneimittelversorgung laut ABDA zuletzt um 25 Cent angehoben worden, die Bundesvereinigung fordert nun 12 Euro statt derzeit 8,35 Euro netto und eine automatische, jährliche Anpassung an die tatsächliche Kostenentwicklung. Die zu geringen Honorare seien auch für Rohdes Kollegen und Mitarbeiter ein Problem, die eigentlich eine bessere Bezahlung verdienen würden, sagt er. Aber das Geld fehle wegen der geringen Honorare.
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Ähnlich sieht das auch Ute Ruhnke, Inhaberin der Amtsgarten-Apotheke in Neubukow, die auch darauf hinweist, das sich das Betreiben einer Apotheke irgendwann nicht mehr rechne. Sie befürchtet bereits ein Apothekensterben.
Kritik an Krankenkassen
Apotheker Rohde kritisiert indes besonders die 96 Krankenkassen in Deutschland, deren Verwaltungsapparat immer weiter aufgebläht werde und die Millionen Euro für Werbung in Zeitungen Sponsoring im Fußballstadien ausgeben. Das Geld in den Zentralen und beim Management solle besser gespart werden und etwa in höhere Honorare für Apotheker und eine bessere Gesundheitsversorgung investiert werden. Die Krankenkassen sollten angehalten werden, ihre Verwaltungen zu verschlanken. Für die freiwerdenden Arbeitskräfte gebe es angesichts des Fachkräftemangels ausreichend Arbeitsplätze, ist Rohde überzeugt und würde am liebsten den Rotstift ansetzen.
Lieferengpässe und Bürokratie
Ein großes Problem sei auch die Pflicht der Apotheken, zahlreiche Medikamente vorzuhalten, für die jede Krankenkasse jeweils 200 bis 300 Rabattverträge mit den Pharmaherstellern ausgehandelt habe, sagt er. Das sei eine logistische Herausforderung. Wenn die Medikamente wegen eines Lieferengpasses nicht verfügbar seien, werde es bürokratisch. Die Apotheken müssten dann ein gleichwertiges Medikament aus den Rabattverträgen suchen, wenn es dies nicht gebe, ein kostengünstiges Ersatz-Medikament. Wenn hier ein Fehler gemacht werde, könnten die Krankenkassen darauf beharren, keinen Cent an die Apotheker zu zahlen. Rohde meint, die Apotheken seien „der Willkür der Krankenkassen ausgesetzt“.
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Überhaupt seien auch die Lieferengpässe bei Medikamenten ein Problem, meint Apothekerin Ute Ruhnke aus Neubukow. Sie müsse teils vier bis fünf Mal am Tag bei den Großhändlern anrufen und nach Alternativen suchen. Wenn es kein passendes Medikament gebe, müssten die Apotheken bei den Ärzten anrufen, damit die Patienten temporär auf ein anderes Medikament umgestellt werden.
Das sei sehr zeitaufwendig, ebenso wie zahlreiche bürokratische Vorschriften, wie etwa die Prüfpflicht, dass stets der Name und die Telefonnummer des Arztes auf dem Rezept stehen müssen, so Rohde. Es gebe zudem das Risiko, wenn ein Pharmahersteller pleite gehe – dann sei unklar, wer die Kosten für den Herstellerrabatt übernehme, der sonst gewährt werde.
Frank Rohde will nun aus Protest am Mittwoch in Berlin mit zahlreichen anderen Apothekern aus Deutschland vor dem Bundeswirtschaftsministerium demonstrieren gehen. Später, so sagt er, werde der Demonstrationszug auch am Gesundheitsministerium vorbeiziehen.